Johann Ladenspelder oder Johann von Essen war als Kupferstecher und Maler, eventuell auch als Verleger, (mindestens) von 1524 - 1561 in Köln tätig (vermutlich bis ca. 1580). Die bekannten Daten aus seinem Leben sind nur sehr gering.
Ein Selbstportrait von 1540 gibt auf einer Inschrift die Auskunft, das er in diesem Jahr 29 Jahre alt war (IMAGO . IOANNIS . LADENSPELDER . ESENDIENSIS . ANNO . AETATIS . SVE . XXVIIII . 1540) demnach dürfte er 1510 oder 1511 geboren worden sein. Ein Dokument vom Jahr 1561 besagt, daß der Maler Johann von Essen und seine Frau Margaretha Hoffens einen Teil des Hauses auf der Ecke der beim Heumarkt gelegenen Walengasse, dem Backhaus gegenüber, kaufen (man nimmt an, dass dieser Johann von Essen mit Johann Ladenspelder identisch war). Der jüngste datierbare Stich Ladenspelders stammt von 1554, aber man nimmt an, daß der flämische Renaissance-Dichter Jan Baptista van der Noot (1539 - 1590), der von 1571 - ca. 1579 in Köln im politischen Exil weilte, mit ihm kooperierte, so dass er wohl in den 70ern des 16. Jahrhunderts noch lebte (rätselhafter Stich eines Obelisken in J.v.d.Noot: "Cort Begryp der XII. Boecken Olympiados" in 1579). Gleichfalls soll es Beziehungen zu Hendriek Niclaes gegeben haben, der 1540 eine geistige Bruderschaft "Domus Charitatis" begründete, der sowohl Katholiken als auch Protestanten angehörten. Niclaes, 8 Jahre älter als Ladenspelder, starb gegen 1580 in Köln.
Die Gruppe "Haus der Liebe" oder "Domus Charitatis" wurde gegen 1540 von Hendrik Niclaes begründet, in Großbritannien auch bekannt als "Family of Love". Einer der Leiter war . In London gab es viele Anhänger der Gruppe, die schnell verketzert wurde und Verfolgungen ausgesetzt war.
Niclaes, der wegen seiner visionären Vorstellungen in der Jugend zeitweise im Gefängnis saß, empfand sich selbst in einer messianischen Rolle (Bischof) und rekruitierte seine Mitglieder von Emden aus über Geschäftskontakte. Christoffel Plantin, ein prominenter Drucker, der die Werke des Niclaes verlegte, gehörte zu seinem Kreis, andere Intellektuelle fühlten sich trotz der relativen Einfachheit der Vorstellungen des Gründers ebenfalls angezogen, unter ihnen viele Künstler. Abraham Ortelius war ein Mitglied, von John Dee (dem bekannten Magier) ist es nicht deutlich, jedenfalls besuchte er Treffen der Gruppe in London (Ortelius, Mercator und John Dee trafen sich während John Dee's Aufenthalt an der Universität Leuwen und der Kontakt zwischen ihnen muss längere Zeit bestanden haben). Niclaes wurde gegen 1560 gezwungen, Emden zu verlassen und lebte bis zu seinem Tode in Köln (1580). 1573 erhielt sein Ruf einen entscheidenden Schlag, als sich einer seiner Schüler, der um 20 Jahre jüngere Hendrik Janssen von Barrefeldt (auch Henrick Janssen, auch "Hiel, der Prophet")(1520 - 1594), sich selbst als direkte Verbindung zu Gott etablierte und dies von den Anhängern des Niclaes zunehmend akzeptiert wurde. Nach dem Tode der beiden Anführer ließ das Interesse an dieser religiösen Orientierung langsam nach. Die englischen Gruppenmitglieder schlossen sich bis ca. 1680 überwiegend den Quäkern an.
Die Zeit des Niclaes in Köln fällt in die Phase, in der das Kurfürstentum Köln von Personen wie Salentin von Isenburg und
Gebhard von Waldburg geprägt wurde, von denen der letztere sich deutlich dem Protestantismus zuwandte und damit den Kölner Krieg (1583-88), auch truchsessischer Krieg genannt, einleitete.
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Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ladenspelder Beziehungen zu dieser Gruppe hatte und vielleicht selber Mitglied war. Die Stadt Köln und London hatten durch die Hanse schon von alters her rege Geschäftsbeziehungen.
Neben dem Mantegna Tarocchi listet das Lexikon von F.W.H. Hollant 72 andere Werke auf, die Ladenspelder zugeschrieben werden. Etliche dieser Abbildungen sind stark an Dürer angelehnt oder interpretierte Kopien von Werken Dürers (auch das Mantegna Tarocchi wurde von Dürer interpretiert). Insgesamt wird der Stil Ladenspelders als sehr "unausgeglichen" bezeichnet (auch innerhalb der Mantegna Tarocchi), technisch sehr gute Werke mischen sich mit solchen von geringerer Qualität, vielleicht bedingt durch die Arbeit nicht genannter Gehilfen.
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Ladenspelder 1540

Clio, Muse der Geschichtsforschung von Ladenspelder nach der E-Serie des Mantegna Tarocchi
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Ladenspelder's erhaltene Version der Mantegna Tarocchi (es gab 2 bekannte andere vollständige Versionen, die sogenannten E-Serie und S-Serie, von denen er die E-Serie mit leichten Veränderungen kopierte; diese werden von uns anderer Stelle ausführlich behandelt) stammen aus einem privaten Buch, das gegen 1800 von dem französischen Buchkünstler M. Lortic in rotes Leder gebunden wurde und mit dem Wappen Massénas, Herzog von Rivoli und Fürst von Eßling, und sonstiger Ornamentik versehen war. Der Umschlag des Buches trug die Bezeichnung "Tarots Italiens". Die einzelnen Blätter sind von unterschiedlicher Druckqualität, es ist durchaus möglich, dass es sich teilweise um aussortierte Ware handelt, die wegen ihrer Schadhaftigkeit von Ladenspelder nicht verkauft wurden und dann doch schließlich in einer Sammlung zusammengeführt wurden. Der Fund wurde in einer Austellung im Wallraff-Richartz Museum Köln, 9. Nov. 1988 - 22. Jan. 1989, ausgestellt und im Katalog 'Tarocchi. Menschenwelt und Kosmos. Ladenspelder, Dürer und die "Tarock-Karten des Mantegna"' von Uwe Westfehling im Detail behandelt. Bei dieser Gelegenheit wurde das Mantegna Tarocchi als Kartenspiel produziert, gleichfalls gab es andere moderne Tarot-Editionen - in der Geschichte der Abbildungen gibt es jedoch keine hinreichenden Beweise, dass die frühen Versionen tatsächlich als Spielkarten gedient haben.
Unsere Forschungen zur Entstehung der E- und S-Serie (den eigentliche Originalen der Kupferstichfolge, die nur aus Verlegenheit Mantegna Tarocchi genannt werden, weil der Künstler unbekannt ist) sind sehr komplex und im Moment noch nicht abgeschlossen. Einiges Material inklusive vieler Abbildungen finden Sie unter Mantegna Tarocchi.
(autorbis)
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Merkur, Sphärengott
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