Trionfi-Autor Petrarca in Köln
Francesco Petrarca machte als junger Dichter eine größere Reise, die ihn durch Nordfrankreich, Flandern und über Aachen nach Köln führte. Höhepunkt der Exkursion wurde eine Entdeckung in Lüttich: Petrarca entdeckte zwei in Vergessenheit geratene Reden Ciceros.
Seinen Aufenthalt in Köln schildert er, relativ kurz, doch anscheinend angetan, in einem Brief:
An Johannes Colonna, Cardinal der Kirche von Rom,
Lyon, 9. August, 1333
...
Nach meiner Abreise von Aachen erreichte ich Agrippina Colonia (Köln) am linken Rheinufer, berühmt für seine Lage, den Fluss und durch seine Einwohner. Ein barbarisches Volk, doch erstaunlich welch große Zivilisation, welch Schönheit der Stadt mit Würdigkeit der Männer und Eleganz der Frauen. Es war der Abend des Johannestags, als ich ankam und die Sonne näherte sich dem Horizont: Schnell wurde ich von Freunden - ich hatte schon Freunde gewonnen, mehr durch die Kraft des Ruhms als der des Verdienst - von der Herberge zum Fluß geleitet, um ein besonderes Ereignis zu betrachten. Und ich wurde nicht enttäuscht: das ganze Ufer war gefüllt mit großartigen, reizenden Frauen. Ich war verwirrt: Gute Götter! Welche Figuren, welche Mienen, welch Ausdruck! Jeder hätte sich hier verlieben können, wenn er nicht schon sein Herz in festen Händen wüßte.
Ich trat auf einen erhöhten Platz, um die Szene zu überschauen. Unglaublich viele Menschen und doch kein Gedränge. Manche waren mit Kräutern geschmückt und hatten die Ärmel hochgekrempelt. Im fröhlichen Durcheinander wuschen sie die weißen Hände und Arme im fließenden Strom und plauderten in ihrer fremdartigen schmeichelnden Sprache. Ich hatte Glück: es fehlte mir nicht an liebenswerten Übersetzern. Und ich benutzte meine Begleiter als Zunge und Ohren, jedes Mal, wenn es etwas zu hören oder zu antworten gab.
Als ich einen der Freunde, während ich bewundernd den Szenen folgte, mit Vergils Worten fragte: »Was soll dieser Zulauf zum Strome? Was ist dieser Seelen Begehr?« erhielt ich die Antwort: es sei ein uralter Brauch und besonders die Frauen hielten sich daran und seien überzeugt, dass jedes Unheil für ein ganzes Jahr abgewaschen und weggespült werde vom Rhein an eben diesem Tag, und danach kann nur Erfreuliches in der Zukunft eintreffen. Und das ist der Grund, warum alljährlich diese Reinigung mit nie erlahmendem Eifer vollzogen werde, und dies immer wieder aufs Neue.
Darauf antwortete ich lächelnd: "Oh, ihr glücklichen Anwohner des Rheins, dass Euch der Fluss alles Unglück abwäscht! Das unsere abzuwaschen schafft nicht der Po und nicht der Tiber. Ihr schickt Euer Elend durch den Rhein den Briten, wir würden es gern den Illyrern oder den Africanern schicken. Aber bei uns sind die Flüsse leider zu träge."
Unter großen Gelächter verließen wir den Ort und gingen heim, denn es war spät geworden.
In den nächsten Tagen wanderte ich durch die Stadt von früh bis spät, begleitet von den gleichen Leuten als meinen Führern. Es war keineswegs unangenehm, weniger wegen dem, was es hier noch zu sehen gab, als durch die Erinnerungen an unsere Vorfahren, die in so weiter Ferne vom Land ihrer Geburt soviel Zeugnis der römischen Kultur geschaffen haben. Besonders erinnerte ich mich an Marcus Agrippa, den Gründer dieser Colonie, der sie für wert hielt, seinen Namen zu tragen, dabei war er als Bau- und Kriegsherr berühmt und dem Augustus so wert auf dem ganzen Erdkreis, dass er Gemahl eben jener Tochter wurde, die, mag man von ihr denken, was man will, doch des Kaisers einziges Kind war.
Ich habe den Tempel gesehen (die Kathedrale von Köln), in der Mitte der Stadt, sehr schön, doch unvollendet, man nennt sie hervorragend nicht ohne Grund.
Ich fahre fort. Am 30 Juni verließ ich Köln bei strahlender Sonne und viel Staub auf dem Weg ...
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Als alternder Mann begann Petrarca sein wohl größtes Werk, das Gedicht Trionfi, begonnen ca. 1355, im Todesjahr 1374 vermutlich nicht völlig vollendet. Dieses Werk sollte auf die spätere ikonographische Gestaltung der Tarotkarten einen Einfluß ausüben, die man ja zunächst als ludus triiumphorum oder Trionfikarten betitelte.
(wird fortgesetzt)
(autorbis)
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